Gaststätte "Zu den Drei Schwäne "

Mit freundlicher Unterstützung von Hubert Volkland.
 

Das Haus der ehemaligen Gaststätte „Zu den Drei Schwänen“ kann zu einen der ältesten Grundstücke von Klosterlausnitz gezählt werden. Im Jahr 1816 wurde es auf einer Landvermessungskarte erstmals erwähnt. Laut Grundbuchauszug im Archiv von Bad Klosterlausnitz war ein Xstopher Gruber Eigentümer des Grundstückes „Bey der Mühle“, welches zu 3 1/8 aus Wohnhaus und zu 2 3/8 aus Scheune, Stall und Schopfen (Schuppen) bestand.
Der folgende Besitzer war vermutlich ab 27.02.1843 Louis Wetzel. Seinen Namen findet man im „Protokollbuch der Mühl- und Küchenteichbesitzer zu Klosterlausnitz“. Darin verpflichtet er sich bei Androhung harter Strafen keine Fische zu verschenken oder auf andere Art und Weise der Gemeinschaft zu entziehen. Nachfolgender Besitzer war ein Friedrich Wetzel (möglicherweise der Sohn), der am 28.10.1885 alle Fischrechte an die Ortskasse überschrieb.

Am 21.03.1873 fotografierte ein Dresdner Hoffotograf auf einer Durchreise den Ort. Von diesem Tag gibt es die erste bildliche Ablichtung des Hauses.

Am 21.03.1873 fotografierte ein Dresdner Hoffotograf auf einer Durchreise den Ort. Von diesem Tag gibt es die erste bildliche Ablichtung des Hauses.

Auf der alten Postkarte von 1890 erkennt man das Haus ebenfalls, zu dieser Zeit aber noch nicht Gaststätte.
Auf der alten Postkarte von 1890 erkennt man das Haus ebenfalls, zu dieser Zeit aber noch nicht Gaststätte.
Am 12.09.1902 stellte der Schankwirt Johann Friedrich Louis Wetzel beim Landrat in Roda den Antrag:
„Fremde zu beherbergen und Ausspannung bei sich aufzunehmen.“ Er sei im Besitz von zwei Pferdestellen und könne darin neu Pferde unterbringen.

Im Antrag heißt es weiter:  „Er habe gelaubt, diese Berechtigung schon gehabt zu haben, sei aber jetzt durch den Gendarmen eines anderen belehrt worden.“  Der Gendarm Försterling erstattete eine Anzeige gegen den Restaurateur Otto Böhmer, dem Schwiegersohn von Friedrich Wetzel, wegen Beherbergung von Fremden und Ausspannung ohne gültige Konzession.
Die am 15.09.1902 an die Behörde verfügte Anzeige kam am 23.09.1902 an den Gemeindevorstand Klosterlausnitz mit der Maßgabe zurück, es sollen die Voraussetzungen geprüft werden, die bei Wetzel zur Betreibung der Gastwirtschaft vorliegen. Am 04.10.1902 beschloss der Gemeinderat in einer Versammlung mit 8 Ja gegen 4 Nein Stimmen die Genehmigung zur Konzession zu erteilen.
Am 07.10.1902 stellen Friedrich Wetzel und Otto Böhmer den Antrag auf Übertragung der Konzession auf Böhmer mit Schank- und Verkaufserlaubnis, dem letztlich am 08.11.1902 mit 8 Ja gegen 3 Nein Stimmen zugestimmt wurde. Am 21.11.1902 eröffnete Otto Böhme im Objekt das Gasthaus „Zu den Drei Schwänen“.
Dieser wesentlich gekürzte Auszug aus der Akte zeigt, dass es schon bei unseren Vorfahren Bürokratie klappte, mit dem wesentlichen Unterschied, dass Entscheidungen in kürzester Frist getroffen wurden.
Aus der Akte erfahren wir auch, dass folgende Verlängerungen der Polizeistunden genehmigt wurden:

  • 01.01.1904 bis früh 01:00 Uhr zum Bockbierfest;
  • 16. bis 19.01.1904 bis früh 02:00 Uhr zum Bockbierfest;
  • 28. und 29.02.1904 bis früh 02:00 Uhr zum Schmaus;
  • 12.12.1905 bis früh 01:00 Uhr zum Schmaus;
  • 17. und 18.12.1905 bis früh 02:00 Uhr zum Schmaus;
  • 24.06. und 01. bis 07.08.1906 bis früh 02:00 Uhr zum Vogelschießen;
  • 28.06.1906 bis früh 03:00 Uhr Kellnerverein;
  • 09.02.1906 bis früh 02:00 Uhr zum Schmaus;
  • 10.02.1906 bis früh 01:00 Uhr zum Schmaus;
  • 08.01.1907 bis früh 02:00 Uhr zum Preisskaten;
  • 12.01.1907 bis früh 01:00 Uhr zum Bockbierfest;
  • 13.01.1907 bis früh 03:00 Uhr zum Bockbierfest;
  • 27.01.1907 durchgehend zum Festzug des Mühlteichs.

Das Amtsblatt für Klosterlausnitz und das Holzland in jenen Jahren war der „Bote für den Westkreis“. Die dort veröffentlichten Anzeigen der Gaststätte wurden der Akte der Gemeinde beigefügt. So erfahren wir, das:

17.05.1907 der Hund des Gastwirtes Otto Böhmer „entführt“ wurde. 17.05.1907 der Hund des Gastwirtes Otto Böhmer „entführt“ wurde.
Ob die Suchanzeige zum Erfolg führte ist nicht überliefert.
   
11.08.1907 ein großes Gartenkonzert

Am 11.08.1907 ein großes Gartenkonzert mit
Brillant-Wasser-Feuerwehr stattgefunden hatte.

   
Am 04.01.1908 zu einem großen Karpfen- und Truthahnschmaus eingeladen wurde. Am 04.01.1908 zu einem großen
Karpfen- und Truthahnschmaus eingeladen wurde.
   

Am 05.04.1904 stellte die Lotterie – Direktion Darmstadt den Antrag bei der Gemeinde Klosterlausnitz, den Leumund, die Vermögensverhältnisse und die Vertrauenswürdigkeit des Gastwirtes Edmund Otto Böhmer einzuschätzen. Am 09.04.1904 ergeht die Antwort, dass nichts nachteiliges bekannt sei. Am 21.08.1908 führt diese Sache zu einer weiteren Ermittlung, in deren Ergebnis der Gastwirt Edmund Otto Böhmer durch das Amtsgericht Rochlitz verurteilt wurde.

AZ 6/08                         Rochlitz, den 28.02.1908

In der Strafsache

gegen den Gastwirt Edmund Otto Böhmer geboren zu Tann bei Schleiz
am 21.09. im Jahre 1872 wohnhaft in Klosterlausnitz S.A. ist wegen Vergehens gegen das Gesetz vom 25.03.1904, der Beteiligung an außerordentlichen Lotterien betreffen in gerichtlichen, auf Grund des § 2 des vorstehend genannten Gesetzes bei dem hiesigen Schöffengericht am 20.02.1908 die rechtskräftige Verurteilung zu zusammen  vierhundertzehn Mark Geld und  eventuell zu einundvierzig Tagen Gefängnis austragend erfolgt.
Königliches Amtsgericht gez. Hetzold
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Es ist nicht überliefert, ob Böhmer die Strafe bezahlt, oder ersatzweise abgesessen hat.
   
 

Otto Böhmer war Mitglied des „Verkehrsausschusses“, dieser hatte sich die Aufgaben gestellt:

  • Schaffung günstiger Verkehrsbedingungen;
  • Verschönerung der Umgebung;
  • Anlegen, Verbessern und Instandhaltung von Wegen;
  • Anbringen von Ruhebänken, Tischen und Wegweisern;
  • Werbung (Zeitungsinserate, Prospekte, Wegekarten u.a.);
  • mit Beschluss vom 27.05.1905 wurden Kurkarten eingeführt (Kurtaxe);

Otto Böhmer zog im Jahr 1892 nach Klosterlausnitz. Am 11.04.1905 heiratete er die Anna Minna Göschel * 30.07.1892. Am 31.03.1907 wurde Otto Böhmer als Eigentümer in das Grundbuch eingetragen.
Am 30.10.1911 erwarb Friedrich Hermann Zimmermann das Grundstück, übernahm aber nur kurz die Gaststätte zu den Drei Schwänen. Otto Böhmer hatte die Gastwirtschaft „Oettels Waldhaus“ erworben.

Ab 06.11.1912 übernahm der Muldenhauer Louis Hädrich und seine Frau Berta die Gastwirtschaft. Am 09.12.1912 wurde der Kaufvertrag zwischen Hermann Zimmermann und Louis Hädrich abgeschlossen. Louis Hädrich hatte aus gesundheitlichen Gründen den Beruf des Muldenhauers aufgegeben und sein Grundstück in der Bergstraße verkauft. Dort hatte das Ehepaar Berta und Louis Hädrich schon immer Gäste und Berta arbeitete nun in der Küche mit. Berta Hädrich starb 1932, Louis führte die Gaststätte aber noch vier Jahre weiter.
Er führte die Gastwirtschaft bis zum 04.02.1936 und übergab diese dann an seinen Sohn Karl Hädrich * 03.11.1897. Ende 1938, Anfang 1939 wurde die Gastwirtschaft um- und ausgebaut. Die Toiletten wurden modernisiert und dem neuesten Stand angepasst. Die Zimmer erhielten fließendes warmes und Kaltes Wasser. Die Treppen wurde verlegt und die Gästezimmer vergrößert.

 
Drei Schwäne
 
Drei Schwäne
 

Karl Hädrich wurde zur Wehrmacht eingezogen, er geriet in Gefangenschaft und kehrt erst 1947 zurück. Kurz vor Kriegsende wurde die Gaststätte geschlossen und die Dienststelle „Toni“ nahm diese in Beschlag.
Im Jahr 1945, nach dem Krieg, eröffnete Elisabeth Hädrich diese wieder. Sie musste besonders nach dem Tod von Louis Hädrich am 25.11.1946, die Gastwirtschaft allein bewältigen. Das Grundstück fiel auf Grund der Erbschaft auf Karl, der dies aber erst 1947 antreten konnte.

Im Jahr 1949 kamen die ersten Feriengäste, Urlauber des FDGB – Feriendienstes. Auch in die Gaststätte wurden diese einquartiert. Elisabeth und Karl Hädrich verpachteten ab 1958 die Gaststätte an die Handelsorganisation der DDR, die nun die Gaststätte in Pacht bis 1966 führte. Karl Hädrich verstarb 1960. Der Betrieb der Gondelstation wurde 1958 eingestellt, auch der Biergarten musste geschlossen werden. Der Verkauf über die Straße wurde aus hygienischen Gründen verboten.

 
1959
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1960
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Erster staatlicher Pächter der HO (G) „Zu den Drei Schwänen“ war ab 1958 Otto Kluge (V 1963). Er übergab diese Pacht 1961 seinen Bruder Kurt Kluge, der diese aus gesundheitlichen Gründen bereits 1966 wieder abgeben musste.
1965 / 66 wurden ein neuer Küchentrakt, Toiletten und ein Kiosk mit Thekenraum angebaut.

Im Jahr 1966 kaufte die HO (G) das Objekt von Elisabeth Hädrich. Diese hatte zuvor andere Käufer gesucht, aber auf Grund des schlechten Gesamtzustandes niemand gefunden.
Auch Günter und Eva Liewald wurden gefragt, lehnten aber ab. Trotzdem übernahmen sie ab 1966 die Gaststätte als Angestellte der HO.
Gastraum und Fremdenzimmer waren in einem sehr schlechten Zustand, für eine Renovierung fehlte der HO das Geld. Deshalb wurden keine Zimmer mehr vermittelt. Familie Liewald wohnte trotzdem bis 1972 im Haus.

Ab 1972 übernahmen Dieter und Helga Steuber die Leitung, Familie Liewald schied aus. Familie Steuber wohnte im Obergeschoss. Die HO (G) konnte aus finanziellen Gründen nur den Bierkeller sanieren, was 1974/75 geschah. Außerdem wurde die Terrasse des Kiosk verglast und so 20 überdachte Sitzplätze geschaffen.

Kiosk mit Terasse 1960
Kiosk mit Terasse 1960
Kiosk mit Terasse 1975
Kiosk mit Terasse 1975

Ab 1985 übernahmen Fred und Marlies Schemmnitzer für ein Jahr die Leitung, sie wohnten nicht in der Gaststätte. Zusätzlich arbeitete nur noch ein Koch (dieser wohnte im Obergeschoss) im Objekt. Der Zustand hatte sich weiter verschlechtert, die Fremdenzimmer wurden nur als Umkleidemöglichkeit genutzt. Im gleichen Jahr wurde das Büro im ersten Obergeschoss als Bar umgebaut. Dort wurde samstags zum Tanz eingeladen.

Ab 1986 übernahm Karl Hilgendorf die staatliche Leitung der HO (G). Seine Angestellten waren Josef Engel (Kellner), Ursel Wegat (Büfett), Ulrich Suplit (Koch), Heidi Engel (Köchin) und Pia Michalski (Küchenhilfe).
Im Jahr 1986 wurde das gesamte Haus trocken gelegt und ein Bierkeller mit Kühlung eingebaut. Die Bar, von Karl Hilgendorf modernisiert, bot mit 20 Sitzplätzen und fünf Barhockern Platz für besondere Veranstaltungen. Zum Beispiel den „Tanz für allein stehende Herzen“.
In der mehrfach ausgezeichneten Gaststätte waren oft Schauspiele und Prominente zu Gast. Im Jahr 1987 bat ein Gast um die Reservierung eines ganz besonderen Tisches, der Wunsch wurde ihm erfüllt. Es soll ein Uhrenfabrikant aus Sindelfingen in Baden Württemberg gewesen sein, der sich eben an jenem Tisch vor 53 Jahren (also 1934) verlobt hatte.

Nach der Wiedervereinigung 1990 und der Abwicklung der HO pachtete Karl Hilgendorf die Gaststätte weiter. Er behielt auch nach der Währungsunion die Preise im Verhältnis 1 : 1. Später stellte er einen Kaufantrag, unterlag aber, da die Töchter von Karl Hädrich, Anneliese Dressier und Waltraud Volkland Besitzansprüche durchsetzten.
Alle Dokumente , die die früheren Pachtverhältnisse und den späteren Verkauf an die HO betrafen, waren im Besitz der Familien Dressier und Volkland geblieben. Daher wurde ihrem Antrag auf Rückübertragung am 01.06.1991, als ersten Antrag im ehemaligen Bezirk Gera, stattgegeben. Der Besitz wurde dem Enkel Karl Hädrichs, Hubert Volkland, übereignet. 1991 wurde der neue Besitzer im Grundbuch vermerkt.

Neubau 1993
 

Im Herbst 1992 wurde das alte Gebäude vollständig abgerissen. Erste Pläne zur Sanierung hatten sich durch die schlechte Bausubstanz als unmöglich erwiesen. Der Entschluss der Eheleute Volkland stand somit fest , das alte, durch viele Um- und Ausbauten verschandelte Gebäude mit einem modernen, sich den örtlichen Charakter angepassten Neubau zu ersetzen. Große Schwierigkeiten gab es von Amtswegen, insbesondere auch bei der Genehmigungsplanung (Umgebungsschutz). Der Baubeginn verzögerte sich deshalb. Am 01.07.1993 konnte endlich der Grundstein für den Neubau gelegt werden. Bereits fünf Monat später feierte man am 03.12.1993 Richtfest. In das Gebäude wurden neben Gaststätte und Hotel ein Schuhfachgeschäft, eine Werbeagentur und eine Wohnung intrigiert. Insgesamt war eine Investitionssumme von 2.5 Millionen DM vorgesehen.

Während der Abrissarbeiten fand man in den Resten der alten Klosteranlage ein eingestürztes Kellergewölbe , welches offenbar vor mehr als 300 Jahren als Abfallgrube gedient hatte. Jürgen Heuer und Jörg Petermann, Bodendenkmalpfleger legten in dieser Fundgrube viele Stücke alten Kulturgutes frei. Diese sind heute in einer Vitrine im Hoteleingang zu besichtigen.

 
Gaststätte "Zu den Drei Schwänen"
 

Am 18.08.1994 eröffnete Frau Volkland ihr Schuhfachgeschäft "Birgits Schuhmoden". Am 17.09.1994 folgte nach knapp 15 monatiger Bauzeit, die Eröffnung der Gaststätte und des Hotels.
Eine große Einweihungsfeier fand am 03.09.1994 statt. Zur Unterhaltung der über 100 Gäste erschienen eine Kapelle und die Faschingstanzgruppe aus Eisenberg, dem Heimatort Hubert Volklands.
Hubert Volkland betrieb Hotel und Gaststätte bis 2009 und verpachtete diese dann im April des Jahres.

Neuer Pächter wurde Ulf Cuny. Mit der Übernahme im Mai 2009 erfüllt sich sein lang gehegter Traum vom eigenen Restaurant. Seine persönliche gastronomische Geschichte begann mit der Ausbildung zum Koch im renommierten "Parkhotel" in Bremen.

 
Gaststätte "Zu den Drei Schwänen"

Gasthof & Landhotel "Zu den Drei Schwänen"
Pächter Ulf Cuny
07639 Bad Klosterlausnitz, Köstritzer Straße 13
Telefon: 036601 90 20-0 Fax: 90 20-29
www.dreischwaene.de    info (at) dreischwaene.de

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