Notstandsarbeit ­ Freiwillige Arbeitsdienst (FAD) ­ Reichsarbeitsdienst (RAD)

 
Notstandsarbeiten
 

Notstandsarbeiten wurden in der Weimarer Republik eingeführt. Ab dem Jahr 1919 konnten Arbeitslose beispielsweise bei öffentlichen Notstandsarbeiten wie Straßenbauten oder Flussregulierungen eingesetzt werden. Die Weimaer Republik endet der Machtübernahme Adolf Hitlers und der darauf folgenden Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur.
Von den Notstandsarbeiten gibt es heute nur noch wenige Dokumente und Zeugnisse davon.

1926 Notstandsarbeiter aus Bad Klosterlausnitz und Weißenborn bei der Sumpfmelioration

1926 Notstandsarbeiter aus Bad Klosterlausnitz und Weißenborn bei der Sumpfmelioration.
Stundenlohn 2 bis 3 Pfennig

01 =
02 = Sieler, Paul „Golo“ 
03 = Klukas, Walter
04 = Schuster, Alfred
05 = Raidisch,
06 = Haupt, Fritz
07 =
08 =
09 =
10 =
11 =
12 = Sperhake, Max
13 =
14 =
15 =

16 =
17 =
18 = Prüfer, Artur
19 =
20 = „dr Roßschlächter“
21 =
22 =
23 = Albertus, Max
24 = Kirchner, Walter wh. Hermsdorf, ab 1919 Klosterlausnitz.
25 = Schließmeier, Karl
26 =
27 =
28 =
29 =

Max Sieler „Golo“ oder „Strass frei!“ stammte von Kraftsdorf. Gewohnt hatte er in der ehemaligen Brauerei in Bad Klosterlausnitz.
Er war ein Urgestein und langjähriger (Ehren-) Bursche der Maibaumgesellschaft.
 
Zum Ende des langjährigen Einsatzes wurde der Stein gesetzt und am 10.05.1934 feierlich eingeweiht.

Für Hermsdorf gibt es keine Hinweise auf Projekte oder Arbeiter mehr.

Unter der Teufelstalbrücke, von der Papiermühle bis nach Bollberg führt ein Weg. Dieser wurde wurde im Rahmen von Notstandsarbeiten errichtet. Zum  Ende des langjährigen Einsatzes wurde der Stein gesetzt und am 10.05.1934 feierlich eingeweiht. Aus Überlieferungen geht hervor, das an der Weihe über 100 Personen teilgenommen haben sollen. Auf dem Erinnerungsfoto unten sind 61 (davon neun Kinder) abgelichtet. Ob nun die Anzahl in der Überlieferung übertrieben wurde, oder sich nicht alle fotografieren ließen kann nicht gesagt werden.

 

Freiwilliger Arbeitsdienst (FAD) Nr. 911 in Bad Klosterlausnitz

 

Der Freiwillige Arbeitsdienst wurde in Deutschland 1931 gegründet. Die gesetzlichen Grundlagen dazu wurden mit der Notverordnung vom 05.06.1931 im § 139a des Gesetzes für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung geschaffen. Nach Artikel 1 der Ausführungsverordnung vom 03.08.1931 durfte er nur für gemeinnützige Arbeiten eingesetzt werden. Dabei wurden arbeitslose Jugendliche oder Erwachsene beschäftigt.  Der FAD (in Verwaltung der Gemeinde) nahm im Juni 1932 Gestalt an.

  • Projekt waren:
    - Regulierung des Raudenbaches von Bad Klosterlausnitz bis Weißenborn.
    - Planierung von Bodenmassen entlang des Raudenbaches.
    - Bachregulierung im Bereich des Bahntunnels.
    - Neuverlegung der Zuleitung zum Freibad.
    - Beseitigung der Hochwasserschäden vom Juli 1932.
    - Grabenentwässerung auf den Rathauswiesen (Wiesenentwässerung).
    - Instandsetzung von Wirtschaftswegen.
  • Die Angehörigen des FAD erhielten einen Tagessatz von 2,- RM. Die Gemeinde konnte keine weiteren Zusatzleistungen zahlen.
  • Die Zahl der Arbeitsdienstleistenden schwankte zwischen 15 bis 58.
 

Am 07.04.1933 ging der FAD in Verwaltung des Stahlhelms über.

   
FAD Ausweis

Das FAD – Arbeitsdienstlager Nr. 911, ab 25.08.1933 Arbeitsdienstlager Bau Klosterlausnitz,  Arbeits – Gau 23 Thüringen, war unter der Organisation des Stahlhelms entstanden. Der Stahlhelm verstand sich als Organisation, in der das Wirken aller Kriegsteilnehmer Anerkennung finden sollte, und stand in eindeutiger Opposition zum politischen System der Weimarer Republik. Im Stahlhelm herrschte eine Weltanschauung vor, die sich stark an der Kaiserzeit orientierte.

Nach der Machtübernahme der NSDAP gab es massive Versuche, den Stahlhelm in die NSDAP-Organisationen einzubinden. Schließlich erfolgte 1934 die „freiwillige Gleichschaltung“. 1935 wurde der „Stahlhelm“ durch Adolf Hitler verboten.

Franz Seldte – einst Gründer des Stahlhelms - wurde im Kabinett Hitler Reichsarbeitsminister. Im April 1933 trat er der NSDAP bei. Im August 1933 wurde er SA-Obergruppenführer und später Reichskommissar für den Freiwilligen Arbeitsdienst. Die Funktion als Reichsarbeitsminister behielt er bis 1945.

Fabrikdirektor a.D. Max Grumbach schloss ab 14.04.1933 mit dem Bund der Frontsoldaten „Der Stahlhelm“, Kreisgruppe Eisenberg (Dr. Gert Schneider) einen Mietvertrag zur Unterbringung eines Arbeitsdienstlagers ab. Dies bestand aus:

  • Ein Tagesraum,
  • ein Schlafraum,
  • einer Küche,
  • zwei Aborte,
  • den Nebenkosten (Strom, Wasser, kommunale Gebühren, Fäkalienentsorgung)
  • und der Mitbenutzung eines abgegrenzten Hofteiles.

Es befand sich in Bad Klosterlausnitz, Grundstück Bahnhofstraße 1 a (heute Liewalds Einkaufszentrum).

Am 15.08.1933 sollte das Sommerlager des FAD in das RAD Lager Hermsdorf überführt werden. Am 25.08.1933 wurde das Konto des ehemaligen FAD, die Zugriffsberechtigten und die Bezeichnung geändert. Ab da hieß das Lager: Arbeitsdienstlager Bau Klosterlausnitz, Arbeits - Gau 23 Thüringen. Nach Einspruch blieb es dann bis zum 30.09.1933 noch bestehen. Einen nochmaligen Verlängerungsantrag wurde nicht entsprochen.

 
Reichsarbeitsdienst (RAD)
 

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 wurde der Arbeitsdienst als Zwangsdienst zum Reichsarbeitsdienst. Dadurch erhielt der Begriff „Arbeitsdienst“ in Deutschland eine negative Bedeutung. Einige Elemente der ursprünglichen Konzepte überlebten jedoch vielenorts unter anderen Namen. Etwa als internationale Freiwilligeneinsätze in den Internationalen Jugendgemeinschaften. Auch in der DDR wurde in den 1950er Jahre unter dem Namen „Dienst für Deutschland“ an die positiven Grundgedanken eines Arbeitsdienstes angeknüpft.

1933 begann der Bau des Reichsarbeitsdienstlagers Abt. 2/230 Hermsdorf/Thüringen „Wiprecht von Groitzsch“ Gau 25 Thüringen, Gruppe 230 Gera.

1933 begann der Bau des Reichsarbeitsdienstlagers Abt. 2/230 Hermsdorf/Thüringen „Wiprecht von Groitzsch“ Gau 25 Thüringen, Gruppe 230 Gera.

Für Bad Klosterlausnitz gibt es bisher keine Hinweise, Erkenntnisse oder Belege eines RAD Lagers, obwohl dort ab 1934 15 gleiche Baracken – geliefert von der Fa. Geißler Hermsdorf – erstellt wurden. Es liegen bisher keine Erkenntnisse vor, die belegen wer diese finanziert hatte und welchem Zweck sie dienten.

Der Reichsarbeitsdienst war der Organisation Todt unterstellt, der beim Bau militärischer Anlagen, im geringen Umfang auch der Reichsautobahn, beteiligt war. Die Organisation Todt hatte im Rasthof Hermsdorf einen Organisationsstab. Es gibt für den Bereich im Holzland keine Hinweise, dass der RAD hier an Projekten der Autobahn beteiligt war.
Belegt ist, dass der Todt – Nachfolger Speer im Rasthof längere Zeit seinen Sitz hatte. Die Organisation Todt (der Name blieb auch nach dem Tod von Todt bestehen) unterhielt im Rasthof eine Druckerei und zeichnete auch für Versorgungsaufgaben der Wehrmacht verantwortlich. Zum Verantwortungsbereich zählte das Großtanklager Lederhose, am Rasthof standen mehrere, als Lager genutzte Baracken. Weitere Lager waren über Thüringen verteilt.

Ohne - dass es bisher dazu einen Beleg gibt - könnten die Baracken dem Stab von Todt auf dem Rasthof unterstellt gewesen sein. Deren Bau begann etwa 1934 bis 1935, aus Baracken der Fa. Geißler Hermsdorf.

Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner setzte sich der Stab am 12.04.1945 aus dem Rasthof ab und richtete sich nochmals kurz in Bad Klosterlausnitz an und in der Köppe ein. Am 13.04.1945 floh er mit der Mannschaft und verschiedenen Fahrzeugen in Richtung Hainspitz. Im Wald wurde der Tross von Tieffliegern angegriffen. Die Fahrzeuge blieben samt Inhalt stehen. Die Spur der ehemaligen Stabsmitglieder verliert sich hier. Die Fahrzeuge wurden später geplündert, bzw. deren Inhalte in nahegelegene Teiche geworfen.

Ab 1936 begann man mit der Werbung von weiblichen Angehörigen für den Reichsarbeitsdienst. Aus den Geburtsjahrgängen 1920 und 1921 bewarben sich zehn Frauen im Jahr 1939 aus Bad Klosterlausnitz. Über deren Einsatz ist nichts überliefert.

 
Werbung von Frauen für den RAD     Bewerber für RAD
 
Zwischen 1933 wurde der Sportplatz in Bad Klosterlausnitz geschlossen und darauf 15 Baracken errichtet. Ob es geplant war hier auch ein Arbeitsdienstlager zu errichten kann nicht gesagt werden. Sicherlich nicht, da die Größe des Hermsdorfer Lagers den Planungen entsprach und kein weiteres Lager in der Nähe errichtet wurde.
Über die Verwendung der Baracken auf dem Sportplatz kann nur spekuliert werden. Am wahrscheinlichsten erscheint die Nutzung als Lager durch den Organisationsstab Todt vom Rasthof Hermsdorfer Kreuz. Belege gibt es weder bisher für diese, noch eine andere Version. Über die Geschichte des Sportplatzes wird gesondert berichtet.
 

Weitere Beiträge zum RAD siehe:

Mythen und Legenden um die Autobahn und ihre Nebenanlagen   
Landdienstmädels     
Fleischmann, Richard

Hermsdorfs Sportplatz und Gaststätte „Sportlerheim


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